Es ist in meinen Augen wichtig, dass man sich selber immer wieder hinterfragt und nicht in eingefahrene Kanäle reingeht.
Man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen können und wollen. Diese Flexibilität im Kopf ist für mich der Schlüssel. Denn wenn Sie nur noch das machen, was Sie schon kennen und immer gemacht haben, dann ist es vorbei mit Pionier sein.
Ich hätte erwartet, dass Sie von Visionen sprechen. Oder von Menschen, die auch bereit sind, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.Visionen kommen nur, wenn man flexibel ist. Auf Dinge kommen, die sonst keiner macht. Man muss sicher auch kreativ sein, um diese Visionen haben zu können. Und vielleicht auch ein bisschen unkonventionell.(lacht) Dass es einflussreiche Menschen gibt, die das nicht wollen!
Ich habe vor etwa zwei Jahren bei der KEA-BW angefangen. Damals dachte ich: Alle Zeichen stehen auf schnell.
Aber ich musste dann feststellen, dass es trotzdem noch genügend Akteure gibt, die es nicht schnell haben wollen und das hat mich und mein Team gebremst.
Dazu gibt es natürlich noch die Menschen, die nicht verstehen oder nicht wissen, was ihnen die Erneuerbaren bringen. Für Laien ist es schwierig, den Überblick über die Faktenlage zu behalten. Was sind wissenschaftlich belegte Aussagen? Und was ist nicht belegt und damit nicht belastbar?
Wenn Sie also die Menschen überzeugen könnten, käme alles gut?Das könnte eine Möglichkeit sein. Ein sehr großes Problem sehe ich aber auch in der Trägheit unseres Systems angelegt.Nein - die können zwar niederreissen, aber nicht was Besseres hinstellen.
Mittlerweile glaube ich auch, dass es in den USA nicht funktionieren wird. Da können Sie gerade beobachten, wie sich das System selber schützt.
Ich glaube mittlerweile: Die Systeme sind stärker und ich muss für mich persönlich das Beste daraus machen.
Das klingt resigniert.Nein, nur realistisch.
Ich finde auch wichtig, dass die Wählerinnen und Wähler genau aufpassen, wem sie Verantwortung übertragen. Wen schicken wir zum Beispiel in die EU? Tatsache ist: Wir müssen umsetzen, was dort beschlossen wird. Aber ich frage mich schon: Schicken wir wirklich die Fähigsten dahin?
Ich würde nicht sagen, dass das so etwas Besonderes ist. Es gibt immer wieder diese extremen Dinge, die irgendwo passieren. Jetzt sind die Ängste da wegen der USA, der Umweltschutz, der zurückgeschraubt wird, etc. Es kann auch sein, dass irgendwo ein Vulkan ausbricht, der auch grossen Schaden im Klima anrichtet, oder es gibt ein Problem in einem Atomkraftwerk.
Mich beeinflusst sowas gar nicht mehr. Morgens geht die Sonne auf und abends geht sie unter. Gegen den Lauf der Dinge stelle ich mich nicht. Wenn ich mir da immer Sorgen drüber machen würde, dann wäre ich jetzt schon völlig vergrämt.
Ich würde mir wünschen, dass wir als Gesellschaft unsere Lebensweise, unsere Kultur verändern: Weg von diesem «schneller, höher, mehr» hin zum Leben.
Ich glaube, wir sind als Gesellschaft irgendwo falsch abgebogen. Ich beschäftige mich schon sehr lange mit Gesundheit, Ernährung und wie der Körper funktioniert.
Wir ernähren uns schlecht und bewegen uns zu wenig, davon werden wir krank. Das macht auch unser Hirn träge. Man kann das bei einigen Menschen in öffentlich exponierten Positionen beobachten. Diese Menschen sehen mit der Zeit anders aus: Ich nehme an, sie gehen nicht sehr sorgsam mit ihrem Körper um. Das sorgt dann für umfassende Veränderungen und dann haben sie möglicherweise irgendwann ihre Visionen verloren.
Ich habe meine Erfahrungen gemacht und daraus gelernt.
Sie sind Fachfrau für Ressourcenmanagement – im Grossen, aber auch im Kleinen, Persönlichen.Genau. Wir müssen mit dem leben, was uns zur Verfügung steht. Persönlich und im Ganzen.(lacht) Das ist sehr unterschiedlich bei mir. Das kommt ganz drauf an, worum es geht. Es gibt Dinge, da habe ich unglaublich viel Geduld. Keine Ahnung, wo das herkommt. Aber bei anderen Sachen dreh ich durch, wenn es nicht schnell geht. Da könnte ich in die Tischkante beißen. Aber auch an der Geduld arbeite ich.
Andere Menschen haben einfach einen anderen Rhythmus als ich oder andere Möglichkeiten. Das muss ich akzeptieren.
Ich bin eben sehr schnell, effizient und zielgerichtet. Wenn ich mich an irgendwas festbeiße, dann kriegt mich keiner mehr los, bis das durch ist. Das kann ich nicht von allen anderen auch erwarten.
Sie verwenden häufig den Begriff «arbeiten». Sogar, wenn es um Geduld geht.Ja, ich bin wirklich ein totaler Workaholic in alle Richtungen. Ich glaube, es ist genetisch.Ich beobachte mich oft in Situationen, wie ich auf andere Menschen wirke. Ich reflektiere viel. Ich will wissen: «Was mach ich hier eigentlich gerade? Bin ich jetzt hier der Elefant im Porzellanladen oder mache ich jetzt hier was Gutes?»
So viel Selbstzweifel dürfen schon sein.
Frau Prof. Hofmann, ich danke Ihnen für das spannende Gespräch.