Nadja Sutter, Chefredaktorin «Schweizer Gemeinde»
«Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.»Die Chefredaktorin der „Schweizer Gemeinde“ Nadja Sutter trägt Verantwortung: Das Monats-Magazin erscheint in drei Sprachen und findet den Weg zu allen Schweizer Gemeinden. Es soll aktuell, informativ und gut lesbar sein. Doch von der Leserschaft kommen kaum Rückmeldungen. Nadja Sutter wollte wissen, was gewünscht wird – und setzte dafür auf den Online-Dialog mit BrainE4.
Frau Sutter, wie kam die Zusammenarbeit mit BrainE4 zustande?Andreas Seonbuchner von BrainE4 hat sich an unsere Direktorin Claudia Kratochvil gewandt. Er wollte sein Angebot bei den Gemeinden bekannt machen und suchte die Zusammenarbeit für eine Werbepartnerschaft. Wir dachten aber schon länger darüber nach, die Gemeinden zum Kommunikationsangebot des Verbands zu befragen. Uns hat die Präsentation von BrainE4 überzeugt. Deshalb haben wir uns zur Zusammenarbeit über die Inserate hinaus entschlossen.Was wollten Sie von wem wissen?Uns hat es vor allem interessiert, auf welchen Kanälen sich das Gemeindepersonal und die Behördenmitglieder der Gemeinden informieren. Wie intensiv wird das Heft gelesen? Wie wird der Newsletter genutzt? Wo informieren sich die Leute?Was war Ihr Problem?Wir wussten nicht genau, welche Themen die Leute interessieren. Aber auch: Sind die Texte verständlich? Braucht es eine einfachere Sprache? Oder mehr Beispiele?Wie haben Sie die Kommunikation mit den Adressaten aufgegleist, als es um diesen Online-Dialog ging?Bei einem Austausch mit Andreas Seonbuchner erfuhren wir, wie oft und wo man kommunizieren muss. Auf dieser Basis haben wir einen Plan für die Einladungen gemacht: Im Magazin, auf Social Media, im Newsletter und dazu noch ein Direct Mailing an die Gemeinden.
Was hat funktioniert?Das Direct Mailing hat sehr gut funktioniert. Immer dann stieg die Teilnahme auffällig. Auch der Newsletter und die Meldung im Heft bewirkten viel. Social Media hatte weniger Einfluss.Bezüglich Teilnahme: Welche Erwartungen hatten Sie und was hat sich tatsächlich abgespielt?

Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Wir haben vorher keine Soll-Zahl festgelegt, haben aber erhofft und erwartet, dass sich mehr als 100 Leute anmelden. Doch schon am Anfang machten innerhalb weniger Tage über 200 Leute mit. Am Schluss waren es 512. Das war definitiv mehr, als wir erwartet hatten. Bei etwas mehr als 2100 Gemeinden, in der Schweiz, wovon 1‘500 bei uns Mitglied sind, ist das eine stolze Zahl.

Was mich auch beeindruckt hat, sind die gespielten Duelle: über 14.000 „Abstimmungen“. Das ist schon eine Zahl, die auch einem Laien sagt, dass dies eine gute Datengrundlage ergibt.

Der Online-Dialog wurde mehrsprachig durchgeführt. Das heisst, jeder konnte in seiner Muttersprache mitmachen.Für uns war es ein grosser Vorteil, ja eine Voraussetzung, dass wir das Ganze dreisprachig machen können. Ansonsten würden wir nicht unsere ganze Zielgruppe erreichen. Es wurde alles direkt übersetzt von BrainE4. Im Vorfeld haben wir eine Liste mit spezifischen Gemeindeausdrücken zusammengestellt. Automatische Übersetzungsprogramme benutzen manchmal nicht das richtige Wort für spezifische Vokabeln. Wir hatten keine Rückmeldungen zu den Übersetzungen. Daher gehen wir davon aus, dass diese gut ankamen.
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Haben Sie persönliche, direkte Mitteilungen von Teilnehmenden erhalten?Die Leute aus dem Team, die den Online-Dialog noch nicht kannten, fanden diesen innovativ und interessant. Aber sonst waren wir nicht direkt in Kontakt mit den Teilnehmenden. Ich gehe jeweils davon aus, wenn keine Rückmeldung kommt, kommt es gut an.Welches Wissen war Ihnen neu?Das Thema, von dem die Leute erheblich mehr wissen möchten, ist die Digitalisierung. Wir wussten, dass das ein Thema ist, aber nicht, dass es das Wichtigste ist. Auf den weiteren Plätzen folgten Bürgerpartizipation und der Fachkräftemangel. Wir haben die Themenplanung für das nächste Jahr angepasst, dort explizit auch diese drei Themen aufgenommen, weil wir gemerkt haben, wie wichtig das ist.Was hat Sie am Ergebnis überrascht?

Die Wichtigkeit des Themas Bürgerpartizipation. Ich wusste, dass das ein Thema ist. Aber ich dachte nicht, dass es so extrem wichtig ist.

Themen wie Energie oder Biodiversität wurden zwar gewünscht, waren aber eher weiter hinten. Diese Rangliste ist sehr wertvoll für uns. Die Ergebnisse haben uns aber auch in unserer bisherigen Strategie bestätigt, denn es ist eindeutig, dass die „Schweizer Gemeinde“ fleissig gelesen wird und eine hohe Glaubwürdigkeit geniesst.

Sie haben selbst auch Ihre Hypothesen formuliert. Die mussten Sie am Anfang dieses Online-Dialogs ins Spiel bringen. Wie haben Ihre Meinungen und Veränderungsvorschläge abgeschnitten?Unterschiedlich. Bei der Einschätzung der Nutzung der Kanäle haben sie ziemlich gut abgeschnitten. Bei den Themen kamen jedoch viele Vorschläge von den Teilnehmenden, die besser platziert waren als unsere.Was haben Sie konkret entschieden?Für die Themenplanung 2026 haben wir die Vorschläge direkt miteinbezogen. Es wird eine Ausgabe geben spezifisch zu künstlicher Intelligenz – Thema Digitalisierung – sowie eine Ausgabe zum Thema Vereinsleben, was auch die Bürgerpartizipation einschliesst. Und ein Heft zum Fachkräftemangel.
Welches Fazit ziehen Sie aus diesem Online-Dialog?Es hat für uns gut funktioniert. Vor allem im Bereich „Welche Themen wünschen sich die Leute?“ Da haben sich viele sehr stark eingebracht mit eigenen Ideen. Wir waren erfreut, auch als wir das Resultat gesehen haben.Weshalb?Einerseits, weil es uns in der aktuellen Strategie bestätigt hat. Wir sind auf einem guten Weg mit dem, was wir machen. Anderseits wissen wir jetzt, wo wir uns verbessern können. Auch die Zusammenarbeit während des ganzen Prozesses und danach fand ich sehr angenehm und positiv. Wenn irgendeine Frage aufkam oder wir Unterstützung gebraucht haben, kam immer sehr schnell eine Antwort.Wie schätzen Sie den Schlussbericht ein, den Sie bekommen haben?Sehr positiv. Wir hatten die wichtigsten Resultate auf einen Blick in einer Zusammenfassung. Wenn man will, kann man auch sehr stark ins Detail gehen. Das fand ich sehr positiv. Der Bericht von BrainE4 ist einfacher, als wenn man wie bei einer klassischen Umfrage Frage für Frage durchgehen und die Ergebnisse zusammentragen muss. Man spart mit BrainE4 sehr viel Zeit.Wir sprechen vom Schlussbericht. Aber es bestand auch die Möglichkeit, ständig Zwischenresultate anzuschauen. Haben Sie das genutzt?Der Online-Dialog lief gut fünf Wochen lang. Ich habe vor allem am Anfang oft reingeschaut, weil ich einfach neugierig war und wissen wollte, was die Leute so machen. Ich fand spannend zu sehen, wie sich die Meinungen entwickelt haben. Manche Antworten waren am Anfang ganz oben und rutschten im Verlauf nach unten.Wem würden Sie BrainE4 empfehlen?Ich würde es vor allem dort empfehlen, wo es darum geht, Ideen zu sammeln oder Themenwünsche abzufragen. Also dort, wo man bereit für eine offene Fragenstellung ist, damit sich die Leute einbringen.
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BrainE4 ist noch neu. Es hat Sie wahrscheinlich auch ein bisschen Mut gekostet, diese Web-App anzuwenden.Wir haben gewusst, dass schon verschiedene Gemeinden BrainE4 eingesetzt haben, und zufrieden waren. Dann kann es für den Gemeindeverband nicht falsch sein. Zudem betrachteten wir die Zusammenarbeit mit BrainE4 als Partnerschaft. Verschiedene Erfolgsgeschichten aus den Gemeinden wurden als Publireportagen im Heft publiziert. Es war für alle Beteiligen eine Win-Win-Situation. Wir dachten einfach: „Das klingt interessant. Das versuchen wir jetzt mal.“ Voilà.
Fakten und Kontakt:
Schweizerischer GemeindeverbandAnzahl Mitglieder: rund 1500 (71% aller Gemeinden)
Online-Dialog:
7 offene Fragen512 Teilnehmende112 Meinungen und Ideen14'182 Interaktionen
Chefredaktorin «Schweizer Gemeinde»:
Nadja SutterTel: 031 380 70 01Mail: nadja.sutter@chgemeinden.ch
Interview: thk
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