Renato Mathys, Mitglied Geschäftsleitung, GVZ
«Es war uns wichtig, alle Feuerwehrleute in den Dialog einzubeziehen»Als Leiter der Abteilung Feuerwehr der GVZ Gebäudeversicherung Kanton Zürich stehen Renato Mathys und sein Team in der Verantwortung. Die Anforderungen an die Feuerwehr wandeln sich. Wo sehen die rund 6800 Feuerwehrleute des Kantons Nötiges, Wünschbares und Überflüssiges? Mathys ging aufs Ganze und fragte sie direkt mit einem Online-Dialog. Die Resultate überzeugten – auch anfängliche Skeptiker.
Bildquelle: Christoph Keller, GVZ
Im Kanton Zürich verfügt die Feuerwehr über rund 15 sogenannte Pionierfahrzeuge, die vollumfänglich durch die GVZ Gebäudeversicherung Kanton Zürich finanziert werden. Es handelt sich um grosse Lastwagen, die sehr vielseitig einsetzbar sind, wenn es ums Retten und Bergen geht, wie Renato Mathys, Leiter der Abteilung Feuerwehr der GVZ, erklärt. Nach 25 Jahren haben sie ihre Lebensdauer erreicht und müssen schrittweise ersetzt werden. Um einzuschätzen, wie und wo das geschehen soll, setzte die GVZ auf einen Online-Dialog, mit dem sie an sämtliche Zürcher Feuerwehrleute gelangte.
Wie schwierig war es für Sie, mit allen Feuerwehrleuten in Kontakt zu treten?Wir stiessen glücklicherweise auf eine gute Web-App, die uns das ermöglichte. Es war uns wichtig, alle Feuerwehrleute in diesen Online-Dialog einzubeziehen und viele Ansichten und Ideen zu bekommen.Von 6'800 haben 1'635 mitgemacht.Dieses Engagement übertraf meine Erwartungen bei Weitem. Ich ging von etwa 10 Prozent Beteiligung aus. Das zeigt das Herzblut sowie den Enthusiasmus der Feuerwehrleute.Was wollten Sie konkret von den Leuten wissen?Wir haben Ortsfeuerwehren, Stützpunkt- und Berufsfeuerwehren verschiedene Fragen gestellt. Ein Beispiel: «Welche Faktoren sind für eine erfolgreiche Personenrettung bei Unfällen wichtig?» Oder: «Welche Gerätschaften sind gewünscht, und welche Ausbildungen sind zentral?»
Sie befragten verschiedene Gruppen von Leuten. Wie kann man das in einem einzigen Online-Dialog lösen?Die App hat die Funktion, dass alle am selben Dialog teilnehmen, die Resultate von verschiedenen Gruppen jedoch auch gesondert ausgewiesen werden können. Neben Antworten bekamen wir auch neue Ideen und Lösungsansätze.
«Ich erfuhr, welche Lösungen gruppenübergreifend konsensfähig sind.»
Was war das Ziel des Online-Dialogs?Ich wollte mehrheitsfähige Lösungen finden. Mit diesem Dialog war das möglich, weil nicht die lauteste Stimme die Meinung machte. Das Resultat war eine Liste jener Ideen, die am meisten Zuspruch bekamen. So wusste ich, was jede Gruppe priorisiert, aber auch, welche Lösungen gruppenübergreifend konsensfähig sind.
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Können Sie eine konkrete Idee oder Meinung nennen?Wir stellten die Frage nach der generellen Materialisierung der künftigen Fahrzeuge, nicht aber explizit zum Kran, der aktuell auf den Pionierfahrzeugen aufgebaut ist. Unerwartet kamen Lösungsansätze zur Anzahl erforderlicher Kräne. Das gibt uns Spielraum in der Entscheidungsfindung.Wie geht es jetzt weiter?Der Online-Dialog unterstützt uns, eine Lösung zu finden, die nicht nur wirtschaftlicher, sondern für die Feuerwehren auch sinnstiftend ist. Eine Win-win-Situation.Zu jeder Frage, die Sie gestellt haben, hatten Sie auch selbst Hypothesen.Ja, wir haben pro Fragestellung fünf bis sechs Lösungsansätze mit ins System eingegeben, über die ebenfalls abgestimmt wurde. Es landeten aber viele andere Ideen weiter vorne. Daraus schliesse ich: Wenn wir im Büro etwas entwickeln, muss das nicht immer die optimale Lösung sein.Waren die neuen Ideen überhaupt realistisch?Es ist nicht so, dass es komplett neue Ideen waren. Zum Teil waren es Abwandlungen und Entwicklungen unserer Ideen. Wir konnten ableiten, was den Feuerwehrleuten wichtig ist. Was gekommen ist, war grossmehrheitlich auch realistisch. Die Leute haben ehrliche, engagierte Antworten gegeben.Was ist Ihr grundsätzliches Fazit?Wir haben durch den Online-Dialog wichtige, hilfreiche Inputs bekommen.Beurteilt das Team Bericht und Ergebnisse ebenso positiv wie Sie?Ja, aufgrund dessen, was man als Resultate erfahren hat.
Wie waren die Reaktionen bei den Feuerwehrleuten, als Sie diesen Online-Dialog vorstellten?Am Anfang waren einige skeptisch. Doch heute mit den Resultaten in Händen und dem offensichtlich praktischen Nutzen ist die Akzeptanz eine andere.Hat es Sie und Ihr Team Mut gekostet, diesen wenig bekannten Online-Dialog einzusetzen?Es hat bei der GVZ und bei uns in der Feuerwehr Tradition, dass man neue Wege geht und etwas ausprobiert. Es war für uns darum wie ein Pilot, ein Versuch. Ehrlich gesagt: Ich wollte das wagen. Ich wollte Fakten schaffen. Das ist gelungen.
Fakten und Kontakt:
GVZ Gebäudeversicherung Kanton Zürich6'800 Feuerwehrleute
Online-Dialog:
7 offene Fragen1635 Teilnehmende682 Meinungen und Ideen104'488 Interaktionen
Leiter der Abteilung Feuerwehr:
Renato MathysTel: 044 308 21 11Mail: renato.mathys@gvz.ch
Interview: thk
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